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"Toilette für alle" im Aalener Landratsamt

Wichtiges Angebot für Menschen mit komplexen Behinderungen

Eine "Toilette für alle" haben Landrat Klaus Pavel, Behindertenbeauftragte Petra Pachner und Jutta Pagel-Steidl vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg am Donnerstag, 18. Oktober 2018 im Erdgeschoss des Aalener Landratsamts für die Öffentlichkeit freigegeben.

Öffentliche Toiletten sind zwar vielerorts längst selbstverständlich für Menschen mit Behinderungen zugänglich. Allerdings gibt es auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit komplexen Behinderungen, die keine normale Rollstuhltoilette nutzen können, weil Inkontinenzartikel im Liegen gewechselt werden müssen und sie zudem Assistenz durch Familienangehörige oder Betreuer benötigen. "Deshalb brauchen diese Menschen unterwegs einen Ort zum Wechseln, eine "Toilette für alle", machte der Landrat die Besonderheit dieses Angebots deutlich, das sich von anderen öffentlichen Behinderten-WCs durch seine Ausstattung abhebt. Neben einem großen Raum sind Voraussetzung für eine Toilette für alle nämlich zusätzlich zum Rollstuhl-WC eine Pflegeliege für Erwachsene, ein Patientenlifter für das Umsetzen vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie ein Windeleimer.

Gemeinsam mit dem Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg engagiert sich der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg dafür, dass flächendeckend Toiletten für alle entstehen. Denn: "Die Fußböden öffentlicher Toiletten haben viele Tausende Keime und Viren. Möchten Sie hier liegen?", fragte Jutta Pagel-Steidl. "Zugegeben, diese Frage provoziert. Doch deutlicher kann man kaum auf ein Problem aufmerksam machen. Was tun, wenn man unterwegs mal "muss" und eine "normale" Rollstuhltoilette nicht nutzen kann? Was tun, wenn man inkontinent ist und die Windeln – also sogenannte Inkontinenzhilfen – im Liegen gewechselt werden müssen? Deshalb setzen wir uns ein für 'Toiletten für alle'."

Das bisherige Behinderten-WC im Erdgeschoss des Landratsamts in der Stuttgarter Straße 41 bot sich für einen Umbau ideal an. Dank finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg in Höhe von rund 9.000 Euro und weiteren 20.000 Euro aus dem Kreishaushalt entstand binnen acht Wochen die "Toilette für alle" - übrigens nach der VHS Schwäbisch Gmünd und dem Rathaus Wasseralfingen erst die dritte ihrer Art im Ostalbkreis. "Wir wünschen uns, dass unser Vorbild Schule macht und viele weitere "Toiletten für alle" entstehen", betonte Pavel.

Im Rahmen der Eröffnung der "Toilette für alle" war auch das 3-D-Modell WC4all zu sehen. Dieses wurde von Prof. Dr. Ulrich Holzbaur von der Hochschule Aalen und von ihm betreuten angehenden Wirtschaftsingenieuren entwickelt. Das 3-D-Modell wurde mit Hilfe eines 3-D-Druckers im "Playmobil-Maßstab" 1 : 25 erstellt, denn in dieser Größe gibt es passenden Figuren mit Rollstuhl.

Ein besonderer Vorteil des WC4all-Modells ist aus Sicht von Jutta Pagel-Steidl, dass es zum Mitnehmen geeignet ist, sodass Multiplikatoren, Bauherren und Planern anhand des 3-D-Drucks eine genaue Vorstellung vermittelt werden kann. Konkret geht es um die richtige Platzierung von WC-Becken, Haltegriffen, Pflegeliege, Patientenlifter und Windeleimer, aber auch um Details wie unterfahrbarem Waschbecken mit entsprechenden Armaturen, Spiegel, Seifenspender und Handtuchhalter.

Für alle, die sich für die Ausstattung und Funktionsweise einer Toilette für alle interessieren, bietet die Beauftragte für die Belange für Menschen mit Behinderung, Petra Pachner, Besichtigungstermine an. Die Toilette für alle kann ab sofort zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamts Aalen genutzt werden.

INFO:
Die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen des Landratsamts, Petra Pachner, hat bei der Landkreisverwaltung das Projekt "Verwaltung für ALLE" initiiert. Ziele dieses Projekts sind der Abbau von baulichen Barrieren in den Dienststellen des Landratsamts, die Vereinfachung der Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern und des Zugangs zum Internet sowie die Ausbildung von Inklusionsbegleitern innerhalb der Kreisverwaltung. Der Einbau einer Toilette für alle ist einer von vielen Bausteinen, um die Integration vom behinderten Menschen voranzubringen.



Externe Links


"Toiletten für alle" in Baden-Württemberg